Motobot vs. Rossi
30.1.2018
Valentino Rossi ist Motorrad-Rennfahrer und neunfacher Grand Prix Weltmeister. Er bestritt 329 WM-Rennen. Keiner ist so schnell wie er.
Sollte man glauben. Doch er bekommt Konkurrenz von einem Fahrer, der seine Rekorde übertreffen will. Dieser Fahrer, genannt "Motobot" kann zwar nicht gehen, aber sehr gut und schnell auf einem Motorrad fahren. Ausgerechnet Rossis Rekordmaschine Yamaha YZF-R1M hat sich Motobot ausgesucht, um sein Können zu demonstrieren.
Der Thunderhill Raceway im kalifornischen Sacramento Valley ist Motobots Trainingsstrecke. Seine Betreuer können vorgeben, mit welcher Leistung (Performance) ihr robotischer Schützling fahren soll - zwischen 0% und 100%, wobei das Risiko für Bot und Maschine umso höher ist je höher die Prozentzahl ist. Motobot ist in der Lage, bei einer 100% Einstellung den Rundkurs mit über 200 km/h zu befahren. Doch bisher ist es ihm noch nicht gelungen, die Rundenzeiten des Allzeit-Champions Rossi zu unterbieten.
Das ist nicht ganz überraschend angesichts der technischen Herausforderungen. Motobot fährt ohne Sicht, nur anhand von GPS-Daten und Beschleunigungs-/Kraft-Messdaten. Er ist zwar auf dem Motorrad verschraubt, doch die fünf Bedienelemente Lenker (Lenkbewegungen), Bremshebel für Vorderrad und Hinterrad sowie Kupplung und Schaltung betätigt Motobot selbsttätig mit Händen und Füßen.
Eine der großen Schwierigkeiten war von Anfang an die Balance. Naturgemäß muss bei einem Zweiradfahrzeug zu jeder Zeit das Gleichgewicht zwischen Zentrifugal- und Zentripetalkraft eingehalten werden. Je höher die Kurvengeschwindigkeit ist, desto größer muss der Neigungswinkel, das heißt die Schräglage des Motorrads sein. Hierbei werden von den Rennfahrern regelmäßig Winkel von 50 Grad und mehr erreicht. Um so schnell zu sein wie ein Rennfahrer muss Motobot in der Lage sein, in dieser maximalen Schräglage bei über 200 km/h stabil zu fahren. Unzählige Versuche mit etlichen Crashs und Totalschäden führten letztendlich zum Erfolg.
Yamaha arbeitet zusammen mit dem Stanford Research Institute daran, den rennfahrenden Computer schneller als jedes menschliche Wesen zu machen. Das Nahziel ist, besser als Rossi zu fahren. Anders als beim Brettspiel Go, wo AlphaGo inzwischen besser spielt als jeder menschliche Großmeister, spielt die Physik eine dominierende Rolle beim Motorradfahren - vom Asphalt über die Reifen bis zur Positionierung des Fahrers. Der Wind spielt auch mit.
Brian Foster, Robotics Engineer und Motobot Project Leader bei SRI International äußert sich so: "It would have been much easier to beat Rossi by designing from scratch a very fast autonomous two-wheeled vehicle. No, we didn’t beat Rossi. Why not? Because it is a hard problem. There are hundreds of different variables that you must consider. In principle, you can get a robot to optimise all this stuff, but in practice, it is much harder."
Es ist also gar nicht so einfach, den Menschen zu ersetzen, schon gar nicht Rennfahrer. Die sind unersetzlich.
Der ultimative Ratgeber hat jedoch einen guten Rat für die Industrie, speziell für die Hersteller von Motorrädern. Bei schwächelndem Absatz einfach mal die Zielgruppe wechseln. Es gibt dort draußen eine neu heranwachsende Generation von Motorradfahrern, die Motobot-Spezies. Die fahren die wertvollen Bikes ganz perfekt, halten die Verkehrsregeln ein und überholen bei jeder Gelegenheit. Sie sind die besten Werbeträger für die Superbike-Hersteller. Vor allem: sie senden ständig Daten. Was für ein Gewinn!
Ganz anders die tumben Menschen auf ihren Mopeds. Sie fahren so vor sich hin auf den sich durch die Landschaft schlängelnden Landstraßen, schnuppern das Gras und die Kiefernwälder, und machen Rast!
Einfach keine Zielgruppe.
P.S.: Rossis Spitzname "Il Dottore" trägt er zurecht, nachdem ihm die Universität seiner Heimatstadt Urbino den Titel eines Dr. h. c. für Kommunikation verliehen hat.
Quellen:
http://www.bbc.com/future/story/20180126-meet-the-motorbike-racing-robot
https://www.thunderhill.com