Bargeld
2.3.2016
"Nur Bares ist Wahres" sagt der Volksmund. Da ist was dran. Wenn ich einen 10-Euro-Schein aus der Hand gebe, dann bin ich 10 Euro ärmer. Wenn ich mit meinem kontaktlosen Smartphone an der Ladenkasse vorbeiwedele, dann ist der Einkauf bezahlt, und es tut garnicht weh.
Die Zeiten ändern sich. Der Kampf gegen das Bargeld ist in vollem Gange. Bargeld ist zu etwas "Schwarzem" geworden. Wer bar bezahlt, hat etwas zu verheimlichen, denn keiner kommt an die Transaktionsdaten heran, weil es keine gibt.
Natürlich leben wir in der Zeit der Datenspuren. Jeder weiß es und den meisten ist es egal. Es wird doch erst kritisch, wenn sich jemand für dich interessiert. Aber wer interessiert sich schon für dich? Na also. Es gibt den interessanten Fall von Google Analytics. Über eine Million Websites in Deutschland verwenden dieses Tracking-Tool. Wenn es in einer Website installiert ist, sendet es kontinuierlich alle Aktivitäten des Users mitsamt seiner (IP-) Adresse an die Google-Zentrale in Mountain View. Und das bei allen "infizierten" Websites. Ein interessantes Interessen- und Verhaltungsprofil rund um die IP-Adresse entsteht, das Google algorithmisch bestens umsetzt*.
Beim unbaren Bezahlen entstehen jede Menge Datenspuren, denn jede Transaktion basiert letztendlich auf einem Bankkonto, das belastet wird. Was am Geldautomaten noch eine Schmalspur erzeugt, wird bei der online-Bestellung per Kreditkarte zur Datenautobahn. Vier bestens computerisierte Instanzen kümmern sich um den Vorgang (siehe Abb.). Und die haben riesige Speicher für Kundendaten.
Ich habe mir kürzlich zweimal einen Betonmischer im Baumarkt geliehen und bar bezahlt. Niemand weiß was davon. Doch mein Arbeitskollege, der ebenfalls sein Haus baut, hat mit Kreditkarte bezahlt. Nun wäre es doch interessant, mal nachzusehen, ob sich der Kollege den Hausbau überhaupt leisten kann. Dazu fragen wir bei der Schufa nach. Und siehe da: Risiko! Nicht nur, dass der Kollege in einem auffällig verarmten Stadtviertel wohnt, er hat auch noch hohe Unterhaltszahlungen zu leisten. Er weiß noch nicht, dass er jetzt unter verschärfter Beobachtung steht.
Merke: mit Bargeld geht alles besser.
In der kommenden Welt ohne Bargeld wird manches Leben zum Schicksal. Die bedauernswerte Klara Russow aus Bertikow akzeptiert zwar, dass es "kein Geld mehr gibt", aber sie ist sich sicher, dass das Geld eines Tages wieder zurückkommt. (In meinbargeld.de unter Schicksale)
* Anmerkungen: Es gibt die Möglichkeit, die gesendete IP-Adresse zu maskieren, d.h. einige Stellen nicht zu senden. Das ist dann ein juristisch abgesegneter Gebrauch von Google Analytics. Der User, der zu einer IP-Adresse gehört, lässt sich im Normalfall über den Internet-Provider ermitteln, siehe dazu Website.