Waterwoman Anna

23.6.2024

Anna von Boetticher ist passionierte Apnoetaucherin. Ihren Sport, das Freitauchen (Freediving), übt sie in der ganzen Welt aus - auf den Azoren, in Mexiko, Neuseeland, Tahiti, Budapest (!), auf dem Mont Blanc und in Island. Immer ist sie auf der Suche nach ganz besonderen Wasserstellen, sei es der Ozean, sei es ein kleiner See im Gletschergebiet auf dem Mont Blanc.

Die Unterwasserwelt zu erkunden ist ihr Lebenselixier. Die Strapazen sind oft groß, die Belohnungen riesig. Die Organisation ihrer Abenteuerreisen ist meist komplex. Begleitet wird sie immer von ihrem Kameramann und Drohnenpilot Henning Rütten, dem Autor und Kommentator der Waterwoman-Filme, und ihrem Unterwasser-Kameramann Tobias Friedrich. Nicht nur sich selbst führt Anna bis an ihre Leistungsgrenzen, sondern auch ihre Gefährten.

Schon mit siebzehn machte sie ihren ersten Tauchschein im Bodensee, der erste Schritt auf ihrem Weg zum Tauchlehrer und schließlich zum riskanten "technischen Tauchen", bei dem mit Helium/Luft Gemischen große Tiefen erreicht werden. Im Frühjahr 2007 belegte sie ihren ersten Apnoe-Workshop, ohne zu ahnen, daß sie wenig später schon zu den Weltbesten gehören sollte. Nach nur sechs Monaten im Sport brach sie die deutschen Tiefenrekorde und holte zum ersten Mal Bronze bei der WM in Sharm El Sheikh. In den letzten Jahren hat sie 34 deutsche Rekorde aufgestellt und in vier Weltmeisterschaften drei mal Bronze geholt. Bei ihrem tiefsten Tauchgang gelang ihr mit 125m der Weltrekord in Tandem No Limits, zusammen mit ihrem Coach und Tauchpartner Andrea Zuccari. [1]

Apnoetauchen bedeutet, sich längere Zeit unter Wasser zu bewegen ohne zu atmen. Normal sind Tauchgänge mit einer Dauer von ein bis zwei Minuten. Anna hat es schon bis zu sechs Minuten geschafft. Sie hat also durchaus eine Reserve für außergewöhnliche Situationen und Notfälle.

Im warmen Wasser des Atlantik Ozeans in der Azoren-Inselgruppe trifft Anna auf eine vielfältige Tierwelt. Neugierig wie sie ist nimmt sie Kontakt auf zu den merkwürdigsten Kreaturen, darunter Quallen und Meermonstern, wird aber auch selbst begutachtet von den Meeresbewohnern.

Die Nähe zu den Tieren wird begünstigt durch die Tatsache, dass Anna als Apnoetaucherin keine Luftblasen erzeugt und somit keine Geräusche macht.

Ein besonderer Ort zum Tauchen ist die Vulkaninsel Island am Rande des nördlichen Polarkreises. Dampfquellen auf der ganzen Insel werden zur Erzeugung von Strom genutzt in 300MW Wasserdampf-Kraftwerken. Und natürlich ist Island voller Wasser: Flüsse, See, Wasserfälle, und Gletscher.

Berühmt ist die Silfra-Spalte (von isl. Silfra ‚Silberne Frau‘), eine spaltenförmige, kilometerlange Verwerfung im isländischen Þingvellir-Nationalpark, die in den Þingvallavatn mündet. Entstanden ist die Spalte durch das Auseinanderdriften der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte.

Sie wird jährlich um rund 7 mm breiter. Ihr tiefster Punkt liegt 63 m unter dem Meeresspiegel. [5]

Anna taucht hinab in die Tiefen der Silfra-Spalte und erkundet dieses geologische Phänomen. Sie ist begeistert von der hier sichtbaren Kontinentaldrift und schwebt genau zwischen Amerika und Europa, die sie mit ihren Händen ergreift: links Amerika, rechts Europa. Ein irres Gefühl!

Als nächstes geht es zu einem "unbekannten Taucherparadies" auf dem isländischen Hochland. Es ist ein kleiner See mit rund 20 Metern Tiefe, dessen Wasser blau und klar erscheint, und als das klarste Gewässer der Welt gerühmt wird.

Der See trägt den Namen "Odins Träne" nach dem Gott der nordischen Mythologie: Der ließ nach dem Tod seines geliebten Sohnes Baldur eine Träne auf die Erde fallen, in der sich all das Schöne, das Sanfte und das Gute vereinen sollte. Und zwar an einem versteckten Platz, den niemand finden soll [6].

Das Wasser des zwei Grad kalten Bergsees entspringt einem höher gelegenen Gletscher. Beim Weg bis in den See ist es durch vulkanisches Gestein wie Bims und Tuffstein immer wieder gefiltert worden. Das Ergebnis: Taucher können im See von einem Ende bis zum anderen schauen – 120 Meter!

Dieses sagenhafte Schauspiel lässt Anna die beißende Kälte vergessen, ganz im Gegensatz zu ihrem treuen Unterwasser-Kameramanns Tobias Friedrich. Zum Aufwärmen sind dann die heißen Steine an den Dampfaustrittsstellen sehr willkommen, aber auch ein Ausflug zum Diamond Beach. Gleich neben der berühmten Jökulsarlon-Gletscherlagune findet sich ein schwarzer Vulkansandstrand, wo die Eisberge aus der Lagune an Land treiben und einen magischen Ort erschaffen. Die blauen, schwarzen, weißen und durchsichtigen Eisberge liegen am Strand und schmelzen langsam, während man dazwischen spazieren gehen kann [4].

Auch hier lässt es sich Anna nicht nehmen, in die Gletscherlagune einzutauchen und die zahlreichen Eisberge zu erkunden. Unter den riesigen Eiskristallen hindurch zu tauchen, die glitzernden Eisflächen mit den Händen und dem ganzen Körper zu spüren, das sind die Elemente, die Anna liebt.

Doch es geht noch viel kälter. Es gibt auf dem Mont Blanc, dem höchsten Berg in Europa, in den Alpen zwischen Frankreich und Italien, einen temporären Bergsee, der nur selten gefüllt ist. Wenn das aber der Fall ist, kann niemand Anna davon abhalten, mitten im Hochgebirge zu tauchen!

Allein der Flug über das Mont Blanc Bergmassiv und die Suche nach dem kleinen Gletschersee ist eine spektakuläre Aktion.

Endlich gefunden ist die Annäherung an den See eine gewaltige Herausforderung. Die steil abfallenden Eishänge zum See hinunter sind riskant zu bewältigen, da sie an vielen Stellen aus eisbedeckten Lufthöhlen bestehen und die Einbruchgefahr sehr groß ist.

Anna gelangt schließlich in Bergsteigermanier (angeseilt, Eiskletterschuhe) an den Rand des Sees und entledigt sich der Bergsteiger-Utensilien, denn sie will tauchen. Sie gleitet in den Gletschersee. Die Wassertemperatur beträgt 0°C, das absolute klare Wasser ist kristallin und die Sicht dadurch eingeschränkt. Anna untersucht die Gletscherspalten am Boden des Sees, aber die Sichtverhältnisse sind nicht gut genug. Trotzdem, Anna genießt diese Sensation, auf tausenden Metern Höhe im Eis zu tauchen.

Eine Sensation es auch tatsächlich. Sich unter Wasser in Eiskristallen zu bewegen, ist ganz nah dran am Einschluss im Eis. Das ist eine der Welten von Anna, die so einmalig sind - genauso wie Anna.

Die beiden Filme "Hautnah bei den Haien der Azoren" [2] (Filmlänge: 43,42min, Dateigröße: 1,18GB)  und "Auf Island im klarsten Wasser der Welt" [3] (Filmlänge: 44,29min, Dateigröße: 1,68GB) können hier im Browser in voller Länge über die folgenden Links angesehen werden (etwas Geduld beim Laden der Filme bitte):

Quellen:

[1] https://annavonboetticher.com
https://de.wikipedia.org/wiki/Apnoetauchen
https://www.aidainternational.org/WorldRecords/History
https://www.ardmediathek.de
ARD Mediathek Filme zu "Waterwoman":
[2]    ⁃    Hautnah bei den Haien der Azoren
    ⁃    In der Wasserwelt von Mexiko
    ⁃    Neuseeland - Bei den größten Aalen der Erde
    ⁃    Wasserabenteuer mitten in Budapest
    ⁃    Tahiti - Paradiesisches Wasser am Ende der Welt
    ⁃    Deutschland -Überraschungen in den Gewässern der Heimat
    ⁃    Mont Blanc - Auf der Suche nach dem Gletscherwasser
[3]    ⁃    Auf Island im klarsten Wasser der Welt
[4] https://adventures.is/de/island/attraktionen/der-diamant-strand/
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Silfra-Spalte
https://www.ndr.de/fernsehen/Waterwoman-Auf-Island-im-klarsten-Wasser-der-Welt,sendung1269234.html
[6] Odins Träne: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/euroblick/euroblick-island-tauchen-100.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Island