Spion

18.4.2018

Mobilfunkmasten

Wer gerne wissen möchte, was der Nachbar so über einen erzählt am Telephon, der hat mit Hilfe von Hochtechnologie gute Chancen, genau dies herauszufinden. Bevor wir entscheidende Hinweise geben, soll der technische Hintergrund erläutert werden.

Mobilfunkmasten kennt jeder und viele haben Angst davor (Strahlung). Mobiltelephone nehmen immer Verbindung auf zum nächsten und signalstärksten Sendemast. Sie loggen sich quasi ein, das heißt, sie übermitteln ihre SIM-Kennung IMSI, um dann ans Telephonnetz angeschlossen zu werden.

Was man jetzt braucht, ist ein eigener Sendemast, der so tut, als ob er legal und legitim arbeitet, und so in der Lage ist, Telephone in der Umgebung zu erfassen und abzuhören. Es muss nicht ein Mast sein, eine relativ kleine Anlage ist für den Nahbereich von einigen hundert Metern auch geeignet. Diese kann in einem (Polizei-) Auto untergebracht sein oder im Gartenhäuschen, das an der Grenze zum Grundstück des Nachbarn steht.

Spion-Anlagen dieser Art sind "cell-site simulators" oder auch"IMSI-Catcher", nach einer Typenbezeichnung des Herstellers Harris auch "Stingrays" genannt. STINGRAYs werden natürlich nicht im Supermarkt verkauft. Am besten man wendet sich an den Originalhersteller HARRIS Corporation in Melbourne, Florida oder die Niederlassung in Bremen. Für den Gebrauch in Fahrzeugen gibt es das Stingray-II-Paket aus drei verschiedenen Harpoon Signalverstärkern für unterschiedliche Frequenzen, Computer, Amberjack Cellphone Tracker, und Softwaremodule für mehrere Netzwerkarten zu einem Preis von 120.325 Euro. Für einen geringen Aufpreis ist die kleinere tragbare Anlage im KingFish-Paket zu haben - für 127.642 Euro.

Unbekannt ist der Preis der Mini-Stingrays in Brieftaschengröße für den Nahbereich. Das "Department of Homeland Security" beobachtet den zunehmenden Gebrauch dieser unauffällig einzusetzenden Abhöranlagen. Speziell im Regierungsbezirk in Washington, D.C. wird das als großes Sicherheitsrisiko eingestuft.

Weniger um Sicherheit als um Gewissheit geht es im nachbarschaftlichen Verhältnis. Insofern reicht ein Mini-Stingray nicht aus. Es muss schon ein kräftiger Stingray sein. Eingebaut in der Überdachung des Pavillons am unteren Ende des Gartens, von wo es nur knapp zehn Meter bis zur Nachbarterasse sind, hat das System schon erste Ergebnissse geliefert. Der erste Anruf galt noch dem Bauhaus-Baumarkt. Doch schon das zweite Telephongespräch galt den Angeboten der deutschen Harris-Niederlassung. Schwerpunkt der Diskussion bildete ein flexibles Rayfish-System für mittlere Entfernungen. Nach einer genauen Auswertung dieses und weiterer Gespräche muss davon ausgegangen werden, dass der Nachbar ein Abhörsystem installieren will.

Wir sind alarmiert, aber nicht beunruhigt, und bleiben am Ball.

Gegenspionage