Roboter

31.10.2021

Früher, als die Roboter noch Arme und Beine hatten, und einige sogar Köpfe, waren sie in gewisser Weise menschlich, da fehlbar. Heute, wo sie ohne Arme und Beine daherkommen, und natürlich ohne Kopf, sind sie nahezu unfehlbar. Und in der Regel sehr fokussiert auf eine ganz bestimmte Aufgabe. Der Mähroboter meines Nachbarn, zum Beispiel, hat nur eines im Sinn: den Rasen zu mähen. Das macht er geschickt, unablässig und scheinbar lässig den ganzen Tag. Der andere Nachbar beschäftigt einen Fensterputzroboter. Dieser kriecht die Scheiben auf und ab, ohne sich jemals zu langweilen (mutmaßt man).

Während Roboter also immer menschenunähnlicher wurden, wuchs ihre Intelligenz dank KI (Künstliche Intelligenz) ins schier Unermessliche. KI bedeutet vor allem selbstständiges Lernen, um immer besser zu werden. Meine Beobachtungen legen nahe, dass der Mähroboter des Nachbarn experimentiert, das heißt, er fährt immer andere Routen ab und scheint daraus lernen zu wollen, welche Streckenkombinationen am wenigsten Arbeit bereiten. Ob er in der Lage ist, den Erfolg seiner Arbeit zu beurteilen, weiß ich nicht.

Die obigen Ausführungen sollen die Einstimmung darauf sein, dass ich mir selbst einen Roboter zugelegt habe. Nicht aus wissenschaftlicher Neugier, sondern aus purer Notwendigkeit. Es ist ein CanBot, ein auf das Öffnen von Lebensmitteldosen spezialisierter Roboter. Ein putziges Kerlchen.

Der Grund ist der Sturz von meinem Turbo Vado Rennrad vor einigen Tagen, der die linke Hand so sehr verletzte, dass sie für einige Zeit unbrauchbar sein wird. Ein Bruch wurde per Röntgenaufnahmen zum Glück nicht festgestellt. Trotzdem muss der linke Arm, das Handgelenk und die Hand stillgelegt werden. Dazu gibt es eine Salbe (Traumeel), die zu applizieren ist.

Beim Lesen des Beipackzettels der Salbe fiel mir auf, dass keine Anwendung angegeben ist. Normalerweise geben die Medikamente an, wofür oder wogegen sie sind - vor allem, um nicht falsch eingesetzt zu werden. Bei meiner Salbe steht: "Registriertes homöopathisches Arzneimittel, daher ohne Angabe einer therapeutischen Indikation. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Arnika, Ringelblume, Sonnenhut, Echte Kamille, Gänseblümchen, Gemeine Schafgarbe". Ich glaube, ich bin besonders gegen die Gemeine Schafsgarbe unempfindlich, deshalb habe ich die Salbe appliziert. Eine Wirkung von Tag zu Tag habe ich nicht festgestellt. aber dafür ist ein Heilungsprozess auch etwas zu komplex.

Mein CanBot funktioniert ganz einfach. Man legt ihn einfach auf die Dose und drückt auf den Knopf auf seiner Oberseite. Sofort tritt der kleine Roboter unter einem beachtlichen Geräuschpegel in Aktion. Er schnappt sich den Dosenrand und schneidet diesen durch während er sich konzentrisch um die eigene Achse dreht, immer in Kontakt mit dem Dosenrand. Wenn er einmal rum ist, muss man ihn ausschalten durch Druck auf besagten Knopf, sonst läuft er immer weiter im Kreis.

Natürlich mache ich mir Gedanken über den Intelligenzgrad meines CanBots. Beim Öffnen mehrerer Suppendosen über die Tage versuchte ich, dass Muster der Dosenöffnungsaktivitäten zu durchdringen. Intelligenz heißt ja, dass Aktivitäten vielfach unvorhersehbar sind, ja dass sie bisweilen unsinnig erscheinen, solange das intelligente Wesen noch lernt.

Das Aufsetzen des Canbots auf die Dose geschieht zwangsläufig immer auf die gleiche Art. Von da an ist der Roboter ganz auf sich gestellt. Er hat dann mehrere Optionen: gar nichts tun / nach links drehen / nach rechts drehen. Mein CanBot legt gleich los und dreht sich immer links herum (gegen den Uhrzeigersinn). Es gibt da keine Variationen. Kann es sein, dass CanBot immer dieselben Instruktionen befolgt und keine Intelligenz hat und auch nicht benötigt? Ich fürchte ja.

Ein Test steht noch aus: Das Öffnen ovaler Dosen, zum Beispiel Bratheringdosen. Brathering steht jedoch für die nächste Zeit nicht auf dem Speiseplan. Insofern müssen weitere Erkentnisse noch abgewartet werden.

Nach all dem sieht es so aus, als ob mein CanBot nichts anderes ist als ein simpler Dosenöffner. Auch gut.