NSA

21.1.2014

Hier wohne ich

Die Nationale Sicherheitsbehörde NSA ist in der letzten Zeit ins Gerede gekommen, weil sie laut Herrn Snowden lauscht und liest, so eine Art moderne Horch und Guck Agentur. Viele Menschen regen sich darüber auf, dass sie beobachtet werden, doch für ebenso viele ist es schon aufregend, wenn sich überhaupt jemand für sie interessiert.

Natürlich bin auch ich jetzt beunruhigt. Ich habe mir angewöhnt, eine SMS mit einem Sonderzeichen zu beginnen (z.B. #), dann den Text "NSA stop reading, this is a private message", gefolgt von einem abschließenden Sonderzeichen zu schreiben und abzuschicken. Da die NSA im Geheimen operiert, rechne ich nicht mit einer Reaktion.

Ganz andere Dinge machen mir mehr Sorgen.

Transceivereinbau

So habe ich gelesen, dass die NSA-Agenten Transceiver in Fremdcomputer einbauen. Transceiver sind elektronische Schaltkreise, die Daten über Funkwellen empfangen und senden können, siehe die Graphik ganz unten. Diese Dinger können sich aber auch in ganz harmlosen USB-Kabelsteckern befinden. Gleich habe ich meine USB-Kabel untersucht, gewackelt, gehorcht, gerochen, gefühlt, dran geleckt, doch nichts fremdartiges festgestellt.

Rechts eine heimliche Aufnahme von dem heimlichen Einbau eines Transceivers durch einen NSA-Agenten.

Trotzdem stelle ich jetzt fest, dass viele bisher unerklärliche Phänomene eine einfach Ursache zu haben scheinen.

Zum Beispiel mein Fernseher. Er operiert über eine terrestrische DVB-T-Zimmerantenne, die genau ausgerichtet sein muss, um ein bisschen Empfang zu bekommen. Wenn mal Empfang da ist, geht das ganz gut. Doch immer wieder tritt eine Störung genau dann auf, wenn eine entscheidende Szene kommt, typischerweise dann, wenn der Satz "Der Mörder ist..." gesendet wird. Wieviele Krimiauflösungen ich dadurch schon verpasst habe können nur die Mitarbeiter in Fort George abschätzen. Immerhin scheint es ihnen wichtig zu sein, dass ich nicht alles weiß.

Ganz nebenbei fiel mir ein, dass das unaufhaltsame Schrumpfen meines Geldvorrats auf meinem Bankkonto sicher nicht ohne externen Zugriff erklärbar ist. Nur, ob sich das lohnt bei der geringen Geldmenge, die ich anbieten kann?

Dass mein Toaster trotz exakt auf Brötchenhälften eingesteller Brenndauer immer wieder mal die Nerven verliert und eine Brötchenhälfte in Rauch aufgehen lässt, hat seine Ursache sicherlich in den diversen Spielereien von NSA-Praktikanten, die noch mit Grundübungen beschäftigt sind.

Gar nicht groß reden will ich von meinem Navigationsgerät. Ja, ich habe noch ein separates Navi und benutze nicht ein Smartphone-Navi, aus Sicherheitsgründen. Leider kommuniziert mein autonomes Navigationsgerät wie alle anderen Geräte mit der Internet-Cloud und holt sich von dort Informationen, speziell über den richtigen Weg zu meinem Ziel und ob ich dort überhaupt hin soll. Von daher ist jetzt eigentlich klar, dass es ein paar Mal vorkam, dass Ziele als nicht erreichbar deklariert wurden. Auf der Basis der neuen Erkentnisse habe ich versuchsweise den Thor-Laden in Roggenstorf eingegeben - mit Erfolg. Die fleißigen Leute in Fort George können eben doch nicht alles wissen.

Zur Zeit beobachte ich mein Auto. Es hatte schon immer den den Pferden eigenen Stalldrang, das heißt, es biegt Richtung nach Hause ab, wenn ich mal nicht aufpasse. Jetzt achte ich darauf, ob es zu schnell fährt mit der Absicht, mich in den Augen der Polizei zu diskreditieren. Doch bisher fährt es nur zu schnell, wenn ich es will. Auf dem Display sind noch keine fremdartigen Symbole aufgetaucht. Es kann ohnehin nur den Kilometerstand anzeigen. Ob der stimmt, das will ich gar nicht mehr so genau wissen.

Insgesamt hat man das Gefühl, in einer neuen Zeit zu leben. Bekanntlich wird am "Internet of Things" gearbeitet. Nicht mehr Menschen, sondern Dinge, das heißt Geräte sollen miteinander kommunizieren. Im Schwarm sollen sie intelligenter werden. Es ist leicht vorstellbar, dass sie in ihrem Internet allerlei Informationen austauschen, auch über ihre Besitzer. Wahrscheinlich gibt es längst den Device-Chat im Dingenetz und bestimmt geht es dort lustig zu, doch Menschen können daran nicht teilnehmen, weil sie die s.i.t.t.-Sprache nicht beherrschen.

Man muss nicht dem Wahn unterliegen, alles verstehen zu wollen, schon gar nicht seinen Kühlschrank. Lasst sie doch chatten, diese Dinger. Was kann denn schon passieren? Wichtig ist nur, dass sie weiterhin das tun, was sie sollen: kühlen, grillen, waschen, fahren, rechnen, Videos spielen (ohne Zensur!), spülen, heizen, saugen, rühren, backen, trocknen, leuchten, wecken - kurz das bleiben, als was wir sie erfunden haben: Heinzelmännchen.

mein Computer

Meine Situation, realistisch betrachtet.

(s.i.t.t. = superior intelligence through technology)